Die 7 größten Irrtümer zur Lebensversicherung in Österreich

Finanzen & VorsorgenArticle10. Juli 2025

Lebensversicherungen in Österreich sind besser als ihr Ruf. Erfahren Sie, was wirklich stimmt – verständlich erklärt und faktenbasiert. Jetzt mehr erfahren!
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Viele Menschen in Österreich halten Lebensversicherungen für teuer, unflexibel oder sogar überflüssig. Doch was davon stimmt wirklich – und was ist schlichtweg falsch?

Lebensversicherungen sind ein komplexes Thema, das von zahlreichen Mythen und Halbwahrheiten umgeben ist. Diese Unsicherheit führt oft zu voreiligen Entscheidungen oder dazu, dass Menschen gänzlich auf eine wichtige Form der Vorsorge verzichten. In diesem Artikel räumen wir mit den häufigsten Irrtümern auf, erklären die Fakten und zeigen, worauf es bei der Entscheidung für oder gegen eine Lebensversicherung wirklich ankommt.

Egal, ob Sie eine Lebensversicherung planen, bereits besitzen oder an besseren Lösungen interessiert sind – hier finden Sie fundierte Informationen für eine bewusste Entscheidung.

 

Irrtum 1: Lebensversicherungen lohnen sich nicht mehr

Der Mythos: „Bei den niedrigen Zinsen rentiert sich eine Lebensversicherung überhaupt nicht mehr.“

Die Realität: Dieser weitverbreitete Irrtum entsteht durch die Verwechslung verschiedener Produkttypen und eine zu einseitige Betrachtung der Rendite. Tatsächlich gibt es fundamentale Unterschiede zwischen klassischen und fondsgebundenen Lebensversicherungen.

Klassische Lebensversicherungen (Er- und Ablebensversicherungen) bieten zwar aufgrund der aktuellen Zinslage niedrigere Garantiezinsen als früher, dafür aber Sicherheit und Planbarkeit. Der Garantiezins in Österreich liegt momentan bei 0% pro Jahr (Stand: Juli 2025), hinzu kommen aber oft Überschussbeteiligungen.

Fondsgebundene Lebensversicherungen hingegen bieten langfristige Renditechancen durch Investitionen in Fonds und ETFs. Hier sind durchaus attraktive Erträge möglich, allerdings mit entsprechendem Risiko.

Wichtig zu verstehen: Eine Lebensversicherung ist nicht nur eine reine Geldanlage, sondern kombiniert Absicherung mit Vermögensaufbau. Der Todesfallschutz allein rechtfertigt oft schon die Kosten.

Beispielrechnung: Ein 35-jähriger Familienvater zahlt 150 Euro monatlich in eine fondsgebundene Lebensversicherung über 25 Jahre. Bei einer durchschnittlichen Performance von 4,5% pro Jahr könnte er am Ende etwa 67.300 Euro erhalten – bei einer Einzahlung von 45.000 Euro.

 

Irrtum 2: Lebensversicherungen sind viel zu teuer

Der Mythos: „Die hohen Kosten fressen die ganze Rendite auf.“

Die Realität: Die Kostenstruktur von Lebensversicherungen ist transparenter als oft angenommen und hängt stark vom gewählten Produkt ab.

Die wichtigsten Kostenfaktoren:

  • Abschlusskosten: Meist 2 bis 4% der Versicherungssumme, verteilt auf die ersten Jahre
  • Verwaltungskosten: Jährlich etwa 0,5 bis 1% der Beitragssumme
  • Risikobeitrag: Für den Todesfallschutz, abhängig von Alter und Gesundheit

Konkrete Zahlen: Bei einer klassischen Lebensversicherung mit 100 Euro Monatsbeitrag über 25 Jahre belaufen sich die Gesamtkosten oft auf etwa 15 bis 18% der eingezahlten Beiträge. Das entspricht etwa 4.500 bis 5.500 Euro bei Gesamtbeiträgen von 30.000 Euro.

Wichtig: Diese Kosten beinhalten den Todesfallschutz, Verwaltung und Garantien. Ein reiner Sparplan ohne Absicherung wäre zwar günstiger, bietet aber keine Absicherung der Familie.

Transparenz-Tipp: Seit 2018 müssen Versicherer in Österreich die Kosten vor Vertragsabschluss detailliert aufschlüsseln. Nutzen Sie diese Information für Vergleiche.

 

Irrtum 3: Im Todesfall verliert man das investierte Geld

Der Mythos: „Im Todesfall ist mein ganzes Geld weg – das können meine Erben nicht nutzen.“

Die Realität: Dies ist ein generelles Missverständnis der Funktionsweise von Lebensversicherungen.

Bei einer Lebensversicherung gibt es grundsätzlich zwei Komponenten:

  1. Todesfallschutz: Die vereinbarte Versicherungssumme wird im Todesfall ausgezahlt
  2. Kapitalanlage: Der angesparte Betrag (Rückkaufswert)

Wie es wirklich funktioniert:

  • Bei klassischen Lebensversicherungen erhalten die Begünstigten mindestens die vereinbarte Versicherungssumme plus angesammelte Überschüsse.
  • Bei fondsgebundenen Lebensversicherungen bekommen sie entweder die Versicherungssumme (= Mindesttodesfallsumme) oder 105% des aktuellen Fondswerts – je nachdem, was höher ist.

Beispiel: Ein 40-Jähriger schließt eine fondsgebundene Lebensversicherung mit 100.000 Euro Versicherungssumme ab. Nach 15 Jahren hat er 80.000 Euro angespart. Verstirbt er, erhalten die Erben 100.000 Euro. Hätte er 120.000 Euro angespart, bekämen sie 105% dieses Werts, also 126.000 Euro. Das investierte Geld ist also keineswegs „verloren“ – im Gegenteil, es bietet eine wichtige Absicherung für die Hinterbliebenen.


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Irrtum 4: Ich komme nie wieder aus dem Vertrag raus

Der Mythos: „Eine Lebensversicherung ist wie ein Gefängnis – einmal drin, kommt man nicht mehr raus."

Die Realität: Lebensversicherungen bieten deutlich mehr Flexibilität als oft angenommen.

Ihre Optionen:

  • Rückkauf: Sie können den Vertrag jederzeit kündigen und erhalten den aktuellen Rückkaufswert. Dieser liegt besonders in den ersten Jahren unter den eingezahlten Beiträgen, da die Abschlusskosten verrechnet werden.
  • Beitragsfreistellung: Sie können die Beitragszahlungen einstellen und den Vertrag mit reduzierter Versicherungssumme weiterlaufen lassen. Sicherstellung: Viele Versicherer bieten die Möglichkeit, den Vertrag zu beleihen Policendarlehen), ohne ihn aufzulösen.
  • Laufzeitverkürzung: Oft ist es möglich, die Vertragslaufzeit zu reduzieren und früher an das Geld zu kommen.

Beispielrechnung: Ein Kunde zahlt 10 Jahre lang 100 Euro monatlich (12.000 Euro eingezahlt). Der Rückkaufswert nach 10 Jahren beträgt etwa 8.700 Euro. Führt er den Vertrag weitere 15 Jahre beitragsfrei weiter, erhält er am Ende trotzdem etwa 15.000 Euro.

Wichtiger Hinweis: Ein vorzeitiger Ausstieg ist fast immer mit Verlusten verbunden. Prüfen Sie daher vor Vertragsabschluss genau, ob Sie sich die Beiträge langfristig leisten können.

 

Irrtum 5: Lebensversicherungen sind keine sinnvolle Geldanlage

Der Mythos: „Mit Aktien, ETFs oder Immobilien fahre ich viel besser."

Die Realität: Dieser Vergleich hinkt, weil er verschiedene Produktkategorien vermischt.

Eine Lebensversicherung sollte nicht isoliert als reine Geldanlage betrachtet werden, sondern als Teil einer gemischten Vorsorgestrategie. Sie kombiniert zwei wichtige Funktionen:

  1. Absicherung: Schutz der Familie vor den finanziellen Folgen im Todesfall
  2. Vermögensaufbau: Langfristiger Aufbau von Kapital für die Pension

Vorteile klassischer Lebensversicherungen (Er- und Ablebensversicherung):

  • Garantierte Mindestverzinsung
  • Schutz vor Marktschwankungen
  • Steuerliche Vorteile in Österreich
  • Professionelles Risikomanagement

Vorteile fondsgebundener Lebensversicherungen

  • Langfristige Renditechancen durch Aktieninvestments
  • Flexibilität bei der Fondsauswahl
  • Möglichkeit des Fondswechsels
  • Kombination mit Todesfallschutz

Die optimale Strategie: Experten empfehlen oft eine Mischung aus verschiedenen Anlageformen. Eine Lebensversicherung kann dabei den sicherheitsorientierten Teil mit Absicherungskomponente übernehmen, während risikoorientierte Investments separat getätigt werden.

 

Irrtum 6: Bei Lebensversicherungen ist alles sicher

Der Mythos: „Eine Lebensversicherung ist immer eine sichere Sache."

Die Realität: Hier ist wichtige Differenzierung nötig zwischen verschiedenen Produkttypen und Risiken.

Klassische Lebensversicherungen bieten tatsächlich hohe Sicherheit:

  • Garantiezins wird vom Staat überwacht
  • Kapitalgarantie für eingezahlte Beiträge (nach Kostenabzug)
  • Zusätzlicher Schutz durch Pensionssicherungsverein

Fondsgebundene Lebensversicherungen bergen Marktrisiken:

  • Verluste durch Kursschwankungen möglich
  • Keine Garantie für eingezahlte Beiträge
  • Rendite abhängig von der Marktentwicklung

Weitere Risiken:

  • Inflationsrisiko: Besonders bei klassischen Produkten kann die Kaufkraft sinken
  • Langlebigkeitsrisiko: Bei Er- und Ablebensversicherungen wirkt sich eine längere Lebenserwartung auf die Kosten aus
  • Änderungsrisiko: Steuerliche oder regulatorische Änderungen können die Attraktivität beeinflussen

Wichtig: Fondsgebundene Lösungen müssen bewusst gewählt werden. Lassen Sie sich die Risiken genau erklären und investieren Sie nur Geld, das Sie langfristig nicht benötigen.

Haben Sie noch Fragen? Jetzt persönlich beraten lassen!


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Irrtum 7: Versicherungen zahlen ohnehin nie

Der Mythos: „Im Ernstfall finden Versicherer immer einen Grund, nicht zu zahlen.“

Die Realität: Die Statistiken widersprechen diesem Vorurteil deutlich.

Fakten zu Leistungsquoten in Österreich:

  • Lebensversicherer zahlen über 99% der gemeldeten Todesfälle regulär aus
  • Die Finanzmarktaufsicht (FMA) überwacht die Geschäftspraktiken streng
  • Ablehnungen erfolgen meist aufgrund falscher Gesundheitsangaben beim Antrag

Typische Ablehnungsgründe:

  • Verschweigen von Vorerkrankungen bei Antragstellung
  • Suizid innerhalb der Wartefrist (meist 3 Jahre)
  • Vorsätzliche Herbeiführung des Versicherungsfalls

So vermeiden Sie Probleme:

  • Ehrliche Gesundheitsangaben: Beantworten Sie alle Fragen wahrheitsgemäß
  • Vollständige Dokumentation: Bewahren Sie alle Unterlagen auf
  • Regelmäßige Updates: Informieren Sie den Versicherer über Adressänderungen
  • Begünstigte Person aktuell halten: Prüfen Sie regelmäßig, ob die Begünstigten noch stimmen

Die österreichische Versicherungswirtschaft ist gut reguliert und kontrolliert. Bei korrekter Antragstellung und Beitragszahlung ist die Leistung im Versicherungsfall praktisch garantiert.

 

Fazit: Irrtümer vermeiden, fundierte Entscheidungen treffen

Lebensversicherungen sind komplexe Finanzprodukte, die sowohl Chancen als auch Risiken bergen. Die häufigsten Irrtümer entstehen durch:

  • Unvollständige Informationen
  • Verwechslung verschiedener Produkttypen
  • Emotionale statt sachliche Betrachtung
  • Vergleich mit unpassenden Alternativen

Wichtige Erkenntnisse:

  • Lebensversicherungen können durchaus sinnvoll sein – wenn sie zu Ihrer Situation passen
  • Die Produktwahl sollte bewusst und informiert erfolgen
  • Kombinieren Sie verschiedene Anlageformen für optimale Diversifikation
  • Lassen Sie sich professionell beraten und vergleichen Sie Angebote

 

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Handlungsempfehlungen:

  • Bedürfnisse klären: Brauchen Sie primär Absicherung oder Vermögensaufbau?
  • Produkte vergleichen: Klassisch vs. fondsgebunden vs. Alternativen
  • Kosten transparent machen: Lassen Sie sich alle Kosten detailliert erklären
  • Flexibilität prüfen: Welche Optionen haben Sie während der Laufzeit?
  • Beratung nutzen: Holen Sie sich unabhängige, professionelle Beratung

Eine Lebensversicherung ist keine Entscheidung, die Sie überstürzen sollten. Nehmen Sie sich Zeit, informieren Sie sich gründlich und treffen Sie dann eine bewusste Wahl – für oder gegen eine Police.

 

FAQ: Häufige Fragen zur Lebensversicherung

Kann man eine Lebensversicherung auf eine andere Person umschreiben?

Ja, grundsätzlich ist das möglich. Sie können sowohl die versicherte Person als auch die begünstigte Person ändern. Allerdings sind meist eine neue Gesundheitsprüfung und die Zustimmung aller Beteiligten erforderlich.

 

Was passiert, wenn ich nicht mehr zahlen kann?

Sie haben mehrere Optionen: Beitragsfreistellung (Vertrag läuft mit reduzierter Leistung weiter), Beitragsstundung (temporäre Aussetzung), Kündigung mit Rückkaufswert oder Verkauf des Vertrags an einen Aufkäufer.

 

Gibt es steuerliche Vorteile in Österreich?

Ja, Lebensversicherungen genießen steuerliche Begünstigungen: Die Ablaufleistung ist nach 15 Jahren Laufzeit steuerfrei, und bei Todesfallleistungen fällt keine Einkommensteuer an. Allerdings wird seit 2023 eine Versicherungssteuer von 4% auf die Prämien erhoben.

 

Was bedeutet Beitragsgarantie?

Eine Beitragsgarantie bedeutet, dass Sie mindestens die eingezahlten Beiträge (abzüglich Kosten) zurückerhalten. Dies gibt es hauptsächlich bei klassischen Lebensversicherungen (Er- und Ablebensversicherung), nicht aber bei fondsgebundenen Produkten.

 

Welche Arten von Lebensversicherungen gibt es?

  • Ablebensversicherung: Zahlt nur im Todesfall
  • Erlebensversicherung: Zahlt nur bei Erleben des Termins
  • Gemischte Lebensversicherung: Kombiniert beide Varianten
  • Fondsgebundene Lebensversicherung: Mit Investition in Fonds
  • Prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge: Staatlich geförderte Variante

 

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